Wie investiert Jessica Schwarzer, eine der bekanntesten Finanzexpertinnen Deutschlands, ihr Geld? Die 48-jährige Journalistin ist seit rund zwanzig Jahren an der Börse aktiv und berichtet über die Geschehnisse am Finanzmarkt. Im Gespräch mit Business Insider spricht sie über ihre persönliche Anlage-Strategie und ihr Depot.
Ihre Taktik: breit diversifiziert, mit einer sehr hohen Aktienquote und einer langfristigen Perspektive. Aktien hält sie für mindestens zehn bis zwölf Jahre in ihrem Portfolio.
80 Prozent ihres Depots bestehen aus Aktien-ETFs, die restlichen 20 Prozent sind in Anleihen-ETFs investiert. „Einmal jährlich führe ich ein Rebalancing durch und stelle das 80/20-Verhältnis wieder her“, sagt Schwarzer.
Heißt: Wenn beispielsweise Aktien stark steigen und der Anteil am Gesamtdepot deutlich höher wird als die gewünschten 80 Prozent, stellt Schwarzer mit Käufen und Verkäufen das Gleichgewicht wieder her. Bei geringfügigen Abweichungen handelt sie nicht.
In diese acht ETF investiert Schwarzer ihr Geld
Ihre Strategie setzt sie mit insgesamt acht ETFs um. So ist ihr Depot aufgebaut:
ETF MSCI Emerging Markets (20 Prozent): Dieser ETF investiert in Unternehmen aus Entwicklungs- und Schwellenländer. Dadurch können Anlegerinnen und Anleger in potenziell aufstrebende Firmen investieren. Es werden vor allem Unternehmen aus den Ländern China, Taiwan, Indien und Südkorea und Brasilien abgebildet.
ETF MSCI World Quality (15 Prozent): Dieser ETF investiert in Unternehmen aus Industrieländern, die hohe Qualitätsstandards erfüllen, in dem sie starke und stabile Gewinne aufweisen. Die drei größten Positionen sind: Home Depot, Microsoft und Apple.
ETF Dividendenaktien (15 Prozent): Dieser ETF investiert in Unternehmen, die für regelmäßige Dividendenausschüttungen bekannt sind. So können Anlegern eine passive Einkommensquelle aufbauen.
ETF Amerikanische Small Caps (10 Prozent): Dieser ETF investiert in kleinere US-Unternehmen mit einer geringen Marktkapitalisierung. Hier herrscht oft Wachstumspotential, aber auch ein höheres Risiko.
ETF Europäische Small Caps (10 Prozent): Dieser ETF investiert in kleinere europäische Unternehmen mit einer geringen Marktkapitalisierung. Wie auch beim vorigen ETF herrscht hier oft Wachstumspotential, aber auch ein höheres Risiko.
ETF MSCI World Value (10 Prozent): Dieser ETF investiert in Unternehmen aus Industrieländern, die wegen des Verhältnisses zwischen Aktienkurs und Buchwert als unterbewertet gelten. Somit wird in solide Unternehmen investiert, die Potenzial auf Wachstum haben. Die drei größten Positionen sind: Exxon Mobil, United Health und JPMorgan Chase.
ETF Europäische Staatsanleihen (10 Prozent): Diese Anleihen werden von den Regierungen europäischer Staaten ausgeben. Sie gelten als sichere Investition, da ein Land die Garantie dafür gibt.
ETF Unternehmensanleihen mit guter bis sehr guter Bonität und mittlerer Laufzeit (10 Prozent): Diese Anleihen werden von Unternehmen ausgegeben, um Kapital zu beschaffen. Sie gelten riskanter als Staatsanleihen.
Schwarzer investiert jeden Monat 800 Euro in ihr 200.000-Euro-Depot
Dieses Depot sei ein „wichtiger Bestandteil“ von Schwarzers Altersvorsorge. „Vielleicht werde ich mit 55 Jahren ein bisschen vom Gas gehen und etwas mehr in Anleihen investieren und weniger in Aktien“, so die Expertin.
Sie ist sich sicher, dass sie irgendwann deutlich mehr Anleihen in ihrem Depot haben wird als Aktien. „Es hängt immer ein bisschen von deiner persönlichen Strategie ab, dein Anlagehorizont, deine Anlageziele, dein Risikoprofil und deine finanzielle Lage spielen eine Rolle.“ Ihr Tipp: Man sollte diese Faktoren alle paar Jahre hinterfragen und bei Bedarf die Aktien- oder Anleihenquote entsprechend anpassen.
Jeden Monat investiert Schwarzer 800 Euro in ihre ETFs. „Wenn man bedenkt, dass ich fast 10.000 Euro im Jahr investiere und das schon seit vielen Jahren, ist es kein Wunder, dass mein Depot sechsstellig ist, um die 200.000 Euro.“
Je größer das Depot, desto schwieriger das Rebalancing
Wenn das Depot immer größer wird, wird aber auch das Rebalancing teurer. Ihre Regel: „Das Geld für Zukäufe muss dann auch auf dem Investmentkonto vorhanden sein. Ich würde niemals auf meinen Notgroschen zugreifen, um das Rebalancing durchzuführen.“
Je größer das Depot wird, desto schwieriger werde es, Rebalancing allein durch Zukäufe durchzuführen und nicht auch Anteile gut gelaufener ETFs verkaufen zu müssen, um die gewünschte Gewichtung wiederherzustellen. Schwarzer: „Bisher habe ich es geschafft, aber ich stoße langsam an meine Grenzen. Aber das ist ein Luxusproblem.“
Disclaimer: Aktien, Kryptowährungen und Investments sind grundsätzlich mit Risiko verbunden. Auch ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals kann nicht ausgeschlossen werden. Die veröffentlichten Artikel, Daten und Prognosen sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Rechten. Sie ersetzen auch nicht eine fachliche Beratung.
- Monatliche Finanzen nach dem Vier-Töpfe-Prinzip sortieren – nämlich aufteilen auf Girokonto und drei Konten für je Kreditkarte, Tagesgeld und ETF, also relativ risikoarme Aktien-Fonds.
- Notgroschen auf das Tagesgeld-Konto: Hier sollte man drei bis sechs Monatsgehälter für kurzfristige Sparziele bereithalten, etwa für Urlaub oder Auto-Reparaturen.
- Depot eröffnen – und zwar ein kostenloses bei einer Bank oder einem Broker in Deutschland.
- ETF aussuchen: Diese „Exchange Traded Funds“ bilden Indizes ab, enthalten also Aktien seriöser und auf Wachstum ausgerichteter Firmen. Da sie nicht groß verwaltet werden müssen, sollten sie relativ preiswert sein. Finanztip empfiehlt darüber hinaus eine breite Streuung (verschieden Länder oder Branchen), ein Fondsvolumen von mindestens 100 Millionen Euro – und dass sie seit mindestens fünf Jahren gehandelt werden.
- ETF-Sparplan einrichten – und dabei mit 15 Prozent des Nettogehalts einsteigen, oder auch eher bescheiden mit 25 Euro im Monat per Dauerauftrag oder Lastschrifteinzug. Wer nur einmal, aber dafür eine größere Summe anlegen möchte, sollte auf dieses Geld mindestens 15 Jahre verzichten können.
- Entspannt zurücklehnen – und bloß nicht ständig auf den Kurs starren. Nach 35 Jahren, erklärt Finanztip, könnten aus 100 Euro monatlich 150.000 Euro werden.